Worum es uns geht!
Jugendbeteiligungsgremien sind demokratische Lern- und Gestaltungsräume. In unseren Reihen wirken über 800 Jugendbeteiligungsgremien auf kommunaler Ebene.[1] Sie sollen Orte sein, an denen Vielfalt sichtbar wird, Mitbestimmung selbstverständlich ist und junge Menschen sich sicher einbringen können, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion oder Weltanschauung, sozialer Lage oder sexueller Orientierung. Zugleich erleben wir eine wachsende Polarisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung in Alltag und Netz, die Vielfalt in Frage stellt und Teilhabe erschwert. Aktuelle Jugendforschung zeigt ein hohes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Wirksamkeit.[2] Unsere Aufgabe ist es, diese Chancen zu übersetzen in Strukturen, in Haltung und in konkretes Handeln.
Warum Diversität Kern demokratischer Jugendbeteiligung ist
Demokratie lebt davon, dass unterschiedliche Perspektiven nicht nur geduldet, sondern gestaltet werden. Diversität ist dafür kein Zusatzkapitel, sondern Grundprinzip: Wer Jugend repräsentieren will, muss Jugend in ihrer Vielgestalt ernst nehmen. Gremien, die Diversität anerkennen, erhöhen Repräsentativität, verbessern Entscheidungen und stärken Vertrauen – gerade in Zeiten, in denen Ausgrenzungserfahrungen und Polarisierung junge Menschen belasten können. Je inklusiver die Beteiligung, desto größer die Chance, dass junge Menschen Selbstwirksamkeit erleben und demokratische Prozesse als etwas begreifen, das ihnen gehört.
Jugendbeteiligungsgremien als Erfahrungsräume
Unsere Gremien sind keine Theorieveranstaltungen. Sie sind Erfahrungsräume, in denen man widersprüchliche Identitäten aushalten, Positionen schärfen und Kompromisse aushandeln lernt. Sichere Freiräume sind dafür Voraussetzung: ein Klima, das Fehler zulässt und die Möglichkeit bietet aus Ihnen zu lernen und diese aufzuarbeiten, sowie Diskriminierung klar widerspricht. Diversität wird hier nicht nur thematisiert, sondern erfahrbar gemacht: im Miteinander, in Moderation und im Umgang mit Konflikten. Wer in solchen Räumen Verantwortung übernimmt, lernt, dass Beteiligung kein Privileg weniger ist, sondern eine Fähigkeit, die allen offenstehen muss.
Wie wir arbeiten: Haltung, Sprache, Zugänge
Diversitätsbewusste Gremienarbeit beginnt mit Haltung: Wir gehen davon aus, dass es nicht die eine Normalität gibt. Das prägt, wie wir sprechen, wen wir ansprechen und wie wir Entscheidungen vorbereiten. Jugendgremien sollen ihre Ansprache bewusst auch und besonders an bisher weniger vertretene Gruppen richten. Sprache ist dabei Werkzeug und Einladung: wertschätzend, verständlich, geschlechtergerecht und adressatengerecht. Zugänge meinen mehr als barrierefreie Räume: Sie umfassen Materialien in einfacher Sprache, digitale Teilnahmeoptionen, finanzielle Entlastung bei Fahrtkosten und Unterbringungskosten sowie die Bereitschaft, Unterstützung aktiv zu organisieren. Aus dieser Haltung folgt Qualifizierung: Beteiligungsgremien sollen diskriminierungssensible Kompetenzen ausbauen und regelmäßig die eigene Praxis reflektieren. Die Bundeskonferenz soll sich für ihre eigene Arbeit ein Konzept, das wir gemeinsam ausarbeiten. Es legt Ziele, Maßnahmen und Zuständigkeiten fest, damit Diversität gelebt wird.
Was wir fordern, damit es wirkt
Damit Jugendgremien lebendige Orte der Diversität sein können, benötigen sie verlässliche Strukturen: Räume, Budget und Ansprechpartner*innen vor Ort. Kommunale und Landesebene sollen hierfür klare Zuständigkeiten schaffen und Förderlogiken so gestalten, dass inklusive Arbeit möglich wird – von Reisekosten über Begleitungsangebote bis hin zu queersensibler Beratung. Bildungseinrichtungen und Träger, mit denen wir kooperieren, verankern Diversität als Querschnittsaufgabe und nutzen ihre pädagogischen Freiräume konsequent. Entscheidend ist außerdem Transparenz: Gremien veröffentlichen, wie sie Mitglieder gewinnen und wie sie Entscheidungen vorbereiten. So entsteht Vertrauen, und Beteiligung wird nachvollziehbar.
Unser Selbstverständnis
Wir sind der bundesweite Verband von über 800 Jugendbeteiligungsgremien vor Ort. Unsere Aufgabe ist es, ihre Stimmen zu bündeln, Interessen gegenüber der Politik zu vertreten und verlässliche Rahmenbedingungen für wirksame Beteiligung zu sichern. Diversität verstehen wir nicht als Projekt, sondern als Leitprinzip unserer Verbandsarbeit: Wir setzen Standards, fördern Qualifizierung der Jugendlichen, und sorgen dafür, dass Zugänge zu Beteiligung für alle jungen Menschen offen sind. Als bundesweite Struktur schaffen wir Orientierung und treiben die Weiterentwicklung jugendgerechter Beteiligungssysteme voran, damit Jugendgremien als lebendige Orte der Diversität wirken können. Daraus leiten wir ab, dass die Bundeskonferenz konkrete Handlungsempfehlungen für die Jugendgremien vor Ort erarbeitet.
Lebendige Orte der Diversität
Jugendbeteiligungsgremien sind dann stark, wenn sie repräsentative Vielfalt, sichere Beteiligung und wirksame Mitgestaltung zusammenbringen. So entstehen lebendige Orte der Diversität, die demokratische Kultur tragen, Zugehörigkeit erfahrbar machen und jungen Menschen Zukunftsvertrauen geben. Genau daran arbeiten wir – in der täglichen Praxis, in der politischen Vertretung und im Verbund mit unseren Landesdachverbänden.
